Sonntag, 25. Oktober 2015

Iwan Petrowitsch Pawlow

...war sicherlich einer der größten russischen Wissenschaftler der Neuzeit.
Und hat uns etwas erklären können das wir heute an jeder Ecke entdecken. Die "pawlowschen Reflexe". Sie erinnern sich sicherlich an die Hunde, deren Speichelfluss einsetzte sobald er seine Glocke betätigte, die i.d.R. leckeres Essen ankündigte.
Dort war es die positive Vorfreude, die einen Reflex auslöste.
Aber Konditionierung geht auch anders herum. Und nichts beweist die Existenz einer "deutschen Volksseele" besser als die kollektiven Reflexe die es auslöst eben solche Begriffe wie "deutsche Volksseele" zu benutzen. "Deutsch" und "Volk" für sich allein wäre schon genug um Zähnefletschen und Beißreflexe im Deutschen auszulösen.
Legendär ist die Erwähnung der "Autobahn" durch Eva Hermann vor dem Kerner-Tribunal.

Zwei Pawlowsche Glocken - und unzählige Hunde

Viel ist es nicht, das Akif Pirincci und Björn Höcke gemeinsam haben.
Pirincci ist eher für seine derbe Vulgärsprache bekannt - während Höcke sich hoch zivilisiert auszudrücken vermag. Pirincci hat m.W. einen Hauptschulabschluss und ist durch Katzenkrimis reich geworden - Höcke ist Studienrat und durch eine Beamtentätigkeit an der Armut vorbei nur zu bescheidenem Wohlstand gelangt.
Eigentlich haben sie nur zwei Dinge gemeinsam:
a) sind sie aus einer relativ unpolitischen Haltung heraus durch den alltäglichen Wahnsinn der deutschen Politik genötigt, ja gedrängt worden sich in die Abgründe des politischen Lebens zu stürzen. Der Eine mit Büchern und Lesungen in denen die Vulgärsprache nie zu kurz kommt - der Andere durch Gründung und Mitarbeit in einer seriösen, demokratischen Partei. Und
b) sie haben in den vergangenen Wochen intensiv mit der pawlowschen Glocke gebimmelt.
Bei Pirincci stört niemanden wenn er über Mösen, Arschlöcher, Scheiße und sonstige wenig appetitliche Dinge schwadroniert - aber als er die Buchstabenfolge "KZ" benutzte stürzte die Meute pawlowscher Hunde über ihn her. Sogar eine öffentliche Büchervernichtung in Hamm wurde angekündigt.
Höcke überforderte die Deutschen mit einer schwarz-rot-goldenen Fahne, die er über seine Sessellehne legte. Die "BILD"-Zeitung (der inbegriff der Seriösität und professionellen Berichterstattung in Deutschland) titelte damit, das sie sich von einem "irren AfDler" dadurch "provoziert" fühlte. Ich frage mich was man für eine Grundhaltung haben muss um sich durch eine Fahne, die für Freiheit und Demokratie in Deutschland steht, provoziert zu fühlen?
Später wurden dann Ausschnitte von Reden gezeigt in denen er von blonden Frauen und deren Ängsten redete - und von den 1000 Jahren die Erfurt, Thüringen und Deutschland als Geschichte hinter sich haben. "Blond" und "1000" waren hier die Worte die entsprechend wirkten.

Was war da los?

Jetzt fragt sich der "Normalbürger" was da in den Köpfen unserer Journalisten vor sich ging.
Was genau ist da passiert?
Ganz einfach:
Der Mensch ist nur begrenzt rational. Gewisse Schlüsselreize, auf die wir konditioniert sind -oder die uns teilweise auch angeboren sind- werden nicht lang in der Großhirnrinde verarbeitet und durchdacht sondern lösen schlicht Reflexe aus. Reflexe über die wir nicht lang nachdenken müssen.
Die Hand auf der heißen Herdplatte ist dort weg bevor wir in der Lage sind "aua" zu sagen. Aber was auf der Herdplatte Sinn macht - das vergiftet den gesellschaftlichen Diskurs. Und Gift ist nicht gut.

Ich wünsche in jedem Falle sowohl Herrn Höcke als auch Herrn Pirincci das sie zukünftig fairer behandelt werden.

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