Sonntag, 29. November 2015

Thesen zur Diskussion "Bildungspolitik"

Auf dem Programm-Landesparteitag der AfD-Niedersachsen am 07.11.2015 in Celle durfte ich am Austausch mit der Programmgruppe "Bildung, Kultur und Medien" teilnehmen. Das habe ich zum Anlass genommen für mich ein Thesenpapier zur Bildungspolitik zu erstellen.
Nicht völlig ausgereift und auch erst als Diskussionsgrundlage, mit der ich meinen Standpunkt ausformuliert habe, verfasst:

Gedanken zur Bildungspolitik:
Bildung im Kleinkindalter
Bildung für Kleinkinder ist Aufgabe der Eltern oder Aufgabe von Eltern-Initiativen.
Heißt: Eltern sind so zu unterstützten das sie in der LAGE sind die Erziehung ihrer Kinder bis in das sechste Lebensjahr ganztags und bis in das 16. Lebensjahr halbtags zu gewährleisten.
Eltern, die sich dennoch für doppelte Vollzeit-Berufstätigkeit entscheiden tragen die Verantwortung dafür die Erziehung und Bildung ihrer Kinder entsprechend zu delegieren.
Kindergärten
Ein Halbtags-Kindergartenjahr für das (voraussichtlich) letzte Jahr vor der Einschulung halte ich für sinnvoll, würde es empfehlen und auch einen Rechtsanspruch darauf festschreiben wollen. Eine Kindergartenpflicht wäre nur dort zu rechtfertigen wo frühzeitig große Mängel in der Sprachentwicklung/Konzentrationsfähigkeit/Sozialverhalten festzustellen sind. Schulreife
Zur Schulreife gehört neben körperlichen, geistigen und emotionalen Voraussetzungen auch eine altersgemäße Beherrschung der deutschen Sprache. Wo dies nicht gegeben ist sollten Kinder für ein Jahr zurückgestellt und in eine Sprachförder-Klasse eingeschult werden, die der Grundschule beigeordnet ist und auf die Schulreife in diesem Bereich vorbereitet.


Primarstufe
In vier Jahren Grundschule soll primär wert auf das Ziel gelegt werden das Lesen und Schreiben sowie die Grundrechenarten sicher zu beherrschen. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Sport- und Schwimmunterricht – am Ende des vierten Schuljahres sollte Jeder schwimmen können (entspricht dem ehemaligen „Freischwimmer“ als Mindestmaß). Kunst, Musik, Werken, Handarbeiten sowie Hauswirtschaft sollen zusätzlich praktische Fähigkeiten fördern u nd der Musikunterricht zudem die Freude am Singen und Musizieren wecken (in meiner Grundschulzeit haben wir noch zu Beginn jeden Tages ein Lied gesungen – und haben in der Grundschule auch noch die Nationalhymne gelernt (mit dem Versprechen wer sie richtig singen könnte würde dafür eine Eins bekommen) – das wäre vielleicht Fernziel. Aber wenn ich heute sehe das Klassen im Musikunterricht „Techno“ oder „HipHop“ machen wird mir übel – um den Dreck zu fördern braucht es keine Schule).
Heimatkunde sollte die Sagen der Region und die spannenden Berichte aus der Geschichte des Ortes vermitteln – eventuell auch regionale Lieder und Hymnen („Heil Dir oh Oldenburg“).
Sachkunde sollte den Wissensdurst der Kinder ansprechen und fördern.

Kurz:
Hauptfächer wären Deutsch, Mathematik und Sport/Schwimmen
Nebenfächer: Heimatkunde, Sachkunde, Musik, Werken, Handarbeit, Hauswirtschaft.
Mit sechs Schulstunden pro Schultag sind Grundschüler voll ausgelastet.
Interessierten Eltern steht es offen Initiativen für Hausaufgabenhilfe oder Nachmittags-AGs in ihrer Schule zu organisieren.


Sekundarstufe
In der Sekundarstufe bin ich für eine klare Aufgabenteilung des dreigliedrigen Schulwesens. Durchlässigkeit sollte gewährleistet bleiben – so das ein Wechsel zum zehnten Schuljahr Realschule von der Hauptschule aus mögllich ist oder ein Wechsel zum elften Schuljahr Gymnasium von der Realschule – allerdings müsste es dann ggf. Kurse geben um den speziellen Lehrstoff nachzuholen. Eventuell auch indem man ggf. vom Ende des neunten Schuljahres Hauptschule zum Anfang des neunten Schuljahres Realschule wechselt oder vom Ende des zehnten Schuljahres Realschule zum Beginn des zehnten Schuljahres Gymnasium und die Lehrpläne entsprechend aufeinander aufbauen.
Die Hauptschule
Sollte betont darauf hin arbeiten in ihren fünf Jahren die Schüler auf einen Beruf in Handwerk, Industrie oder Pflege vorzubereiten. Der Praxisbezug ist in allen Fächern zu suchen und herzustellen – handwerkliche und praktische Fähigkeiten sind zu fördern, Praktikas in entsprechenden Betrieben sind in regelmäßigen Abständen zu ermöglichen.
Der Hauptschüler ist kein „Rest der Auslese an Schulen“ sondern der Spezialist für alles praktische und handwerkliche. Und in diesen Bereichen soll ein Hauptschüler am Ende des neunten Schuljahres seinen Kameraden aus Realschule oder Gymnasium weit überlegen sein.
Das ist ein elitärer Anspruch.

Die Realschule
Soll eine breite Bildung vermitteln und im Grunde auf Berufe vorbereiten die im Bereich Angestellter oder Beamter zu finden sind. Dafür braucht es eine breite Allgemeinbildung – aber auch fundierte mathematische und sprachliche Kenntnisse sowie eine „Grundausbildung“ im Bereich Informatik. Das Gymnasium
Bereitet auf eine akademische Laufbahn vor. Obwohl es natürlich Fächer wie Sport, Werken oder Handarbeiten GIBT liegt der Schwerpunkt auf dem theoretischen erfassen und beschreiben. „Abitur“ soll wirklich „Hochschulreife“ bedeuten.
Kurz zur Sekundarstufe:
Ab dem siebten Schuljahr sind Schultage mit acht Schulstunden vertretbar. Allerdings ist darauf zu achten das bei solch langen Schultagen in den letzten Stunden Fächer unterrichtet werden die keine geistigen Hochleistungen fordern. Sport oder Werken würde sich anbieten.
In der Oberstufe kann auch über acht Stunden hinaus gegangen werden. Allerdings nach Möglichkeit in Absprache mit den Schülern und nicht an jedem Tag der Woche.

Ganz allgemein:
Zentralprüfungen:
Mindestens zum Ende eines jeden Schuljahres sollten landesweite, einheitliche Prüfungen in jedem Fach geschrieben werden – von schulfremden Beamten begleitet vorbereitet, durchgeführt und bewertet.
Die Durchschnittsnoten jeder Schule sollten dabei öffentlich bekannt gemacht und auch öffentlich diskutiert werden (liegt es am Einzugsgebiet der Schule? An der Ausstattung? Den Lehrern? Den Eltern?).

Religionsunterricht
Religion ist christlich-jüdischer Kulturunterricht. Die Berichte der Bibel, die Lebensgeschichte christlicher Persönlichkeiten wie Franziskus, Martin Luther, Menno Simons oder Dietrich Bonhoeffer. Außerdem Baugeschichte und Bestandteile von Synagogen und Kirchen.
In dieser Form ist der Unterricht auch für Atheisten, Agnostiker, Moslems usw. informativ und wichtig da diese Dinge viele Redensarten, Gemälde, Lieder, Bücher und Bauwerke in unserer Kultur prägen. Als ein solcher Unterricht kann Religion auch verbindlich für Alle sein.
In der Sekundarstufe kann man auch andere Religionen und Glaubensrichtungen kurz durchnehmen – aber etwa der Islam oder Hinduismus ist hier nur von untergeordneter Bedeutung.
Ab dem neunten Schuljahr könnte man Religion zugunsten von Philosophie-Unterricht abwählen.

Pädagogische Ziele
Schule ergänzt die Erziehung des Elternhauses. Sie ist nicht der Ort um Kindern und Jugendlichen zu vermitteln welche Partei sie später zu wählen haben oder in welchen Vereinen sie Mitglied werden müssen.
Schule soll offene Diskussion fördern wo die Schüler dafür offen sind.
Schule muss allerdings Tugenden der Arbeitsmoral fördern wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Fleiß, Ordnung, Durchhaltevermögen, Fähigkeit mit anderen zusammen zu arbeiten wie auch die Fähigkeit Aufgaben allein zu bewältigen.
In der Sekundarstufe ist Platz für Sexualkunde als Aufklärung über die körperliche Reifung zum Mann bzw. zur Frau und über Zeugung und heranwachsen von Kindern. Dieser Sexualkundeunterricht hat in enger Abstimmung mit den Eltern und in Respekt vor dem Schamgefühl der Kinder stattzufinden. 

Ergänzung:
Natürlich ist es das Recht der Eltern Privatschulen o.ä. einzurichten und zu betreiben.
Voraussetzung dafür ist das Klassen einer gewissen Größe zusammen kommen und für jede Klasse mindestens ein ausgebildeter Lehrer zur Verfügung steht.
Allerdings müssen sich auch diese Privatschulen bzw. -initiativen natürlich den Vergleichstests unterziehen und können aufgelöst werden wenn sie in diesen objektiven Vergleichstests regelmäßige und maßgebliche Mängel offenbaren.

Donnerstag, 26. November 2015

Kondolenz für den getöteten russischen Piloten

Ein Klick zur Kondolenzliste

Angesichts der Tatsache das offenbar ein russischer Kampfjet von türkischen Truppen über syrischem Boden abgeschossen wurde - und dabei ein russischer Pilot um`s Leben kam.
Und in Anbetracht der Tatsache das die Türkei formal betrachtet unser NATO-"Partner" ist - wir also eine Mitverantwortung für diesen unverantwortbaren Akt haben...
Fühlte ich mich genötigt über change.org eine Kondolenzliste einzurichten um der russischen Botschaft und dem russischen Volk unser Mitgefühl zu zeigen.
Folgender Text ist dem beigefügt:

Ohne das wir als Bürger Deutschlands abschließend klären oder wissen können welche genauen Umstände zum Abschuss des russischen Kampfjets in Syrien, nahe der türkischen Grenze, geführt haben sehen wir uns doch genötigt der Russischen Föderation, Ihren Bürgern, den russischen Streitkräften und natürlich der Familie des getöteten Soldaten unser tiefes Bedauern mitzuteilen. 
Wir möchten Sie wissen lassen dass das deutsche Volk von diesem Zwischenfall entsetzt ist und dem russischen Volk in seiner Trauer seine Verbundenheit ausdrücken möchte. 


Montag, 23. November 2015

Christlicher Gewerkschaftsbund?

Einige Dinge ärgern mich am DGB schon seit Jahren. 
Dümmliche und wohlgenährte Gewerkschafts-"Bonzen" die dort alles vertreten, nur nicht die Interessen ihrer Berufsgruppen und Arbeitnehmer, Angestellten und Beamten.
Was ich mir von einer Gewerkschaft wünsche ist nicht das sie ihren Mitgliedern Wahlempfehlungen gibt und sie zu Demos und Gegendemos aller möglichen Themenbereiche karrt - sondern das sie konstruktiv mitarbeiten um in Deutschland gerechte Arbeitsbedingungen in den von ihnen betreuten Berufsgruppen zu schaffen.
Arbeitsplätze zu schaffen und zu erhalten die es ermöglichen Löhne zu erarbeiten mit denen man eine Familie ernähren kann. Die "Wohlstand für Alle" möglich machen.
Sich diesem Problem aus Arbeitnehmersicht zu stellen - DAS ist in meinen Augen die Aufgabe einer Gewerkschaft. Und das diese Aufgabe für den DGB und seine Einzelgewerkschaften immer weiter in den Hintergrund tritt scheint mir eindeutig.
Zuletzt die Aufrufe gegen die AfD, und damit gegen eine Partei die klar und eindeutig auf dem Boden des freiheitlich-demokratischen Rechtsstaates steht, die für unser soziales und subsidiarisches Staatswesen eintritt, zu agieren und zu demonstrieren - zuletzt hat dieser Aufruf des DGB mich bewogen einen Blick auf die "Alternativen" zu werfen.
Wir wollen ja schließlich eine pluralistische, eine bunte Gesellschaft - und keine Arbeiter-Einheitsfront im DGB-Gleichschritt.
Bei dieser Suche stieß ich auf den "Christlichen Gewerkschaftsbund".
Eine Vereinigung mit Wurzeln bis zurück in das Jahr 1899, das Jahr in dem in Mainz der erste Kongress des CGB abgehalten wurde.
Heute bekennt sich der CGB zur christlichen Soziallehre (ist also nicht -wie der DGB- sozialistisch ausgerichtet) und hat für sich und seine Einzelgewerkschaften (es gibt derer 14) einen fünf Punkte umfassenden "Ethik-Kodex" entworfen, den ich hier vollständig zitiere:



Selbstverpflichtung als tarifpolitischer Ethikkodex christlicher Gewerkschaften
1. Der CGB und seine Mitgliedsgewerkschaften streben in ihren Tarifverträgen eine Entgeltuntergrenze in Höhe von derzeit 8,50 Euro an, die entsprechend der durchschnittlichen Entgeltsteigerungen angepasst wird. Es ist die Aufgabe der Mitgliedsgewerkschaften, mit Unterstützung des CGB als Dachverband, die bereits bestehenden Tarifverträge unter Beachtung der betrieblichen Notwendigkeiten sukzessive auf diesen Mindeststandard anzupassen. 2. Der CGB und seine Mitgliedsgewerkschaften bekennen sich ausdrücklich zu sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen in allen Branchen. Dies bedeutet, dass es durch Tarifverträge keine Nettolohnvereinbarungen geben wird. Geringfügige Beschäftigungsverhältnisse müssen auf ein für die Wirtschaft notwendiges Minimum reduziert werden und sollen zukünftig der vollen Sozialversicherungspflicht unterliegen.3. Bei Tarifabschlüssen muss die Ordnungsfunktion der Tarifverträge bei der Ausgestaltung der Tarifautonomie bedacht und beachtet werden. Die Arbeitsbedingungen und die Höhe der Vergütungen haben auch unmittelbare Auswirkungen auf die Wettbewerbslage der Betriebe. Vom Branchenüblichen deutlich abweichende Tarifverträge führen zu Wettbewerbsverzerrungen und gefährden Arbeitsplätze. Für den Abschluss derartiger Tarifverträge bedarf es einer besonderen Begründung und einer besonderen Ausnahmesituation.4. Gesetzliche Mindeststandards dürfen auch dann nicht mehr unterschritten werden, wenn der Gesetzgeber dies durch tarifdispositives Recht zulässt. Diese Prämisse wird die Grundlage für eine, von den CGB Gewerkschaften zu entwickelnde, Richtlinie bzw. Empfehlung zur Ausgestaltung zukünftiger Tarifverträge sein.5. Gewerkschaftsarbeit muss verantwortungsvolle Tarifarbeit voraussetzen und den tarifpolitischen Ordnungsauftrag (gesetzliche Rechtssetzungsbefugnis in Tarifverträgen) ernst nehmen. Verantwortungsvoll bedeutet konkret, dass die Tarifarbeit den Willen der Mitglieder wiederspiegelt, für die die Tarifarbeit gemacht wird. Es beinhaltet zwingend die Existenz von Tarif- und Verhandlungskommissionen, bestehend aus Mitgliedern, die in der Branche beschäftigt sind. Diese müssen regelmäßig konsultiert und am Tarifergebnis beteiligt werden.


Ich denke JEDER Arbeitnehmer sollte für sich zumindest PRÜFEN ob diese Alternative in Frage kommt. 
Zum Schluss natürlich noch der Link zur Seite des Gewerkschaftsbundes: 
http://www.cgb.info/

Samstag, 21. November 2015

Ein alter Mord...

Die Vorgeschichte

Vor gut einem Jahr rauschte es im Blätterwald unserer Vechtaer Lokalpresse.
Manch Lokalreporter sah sich schon in der Tradition großer Enthüllungs-Journalisten. Die OV hinter sich lassend eine Karriere in der Times oder wenigstens dem Spiegel (der mal eine große journalistische Bedeutung hatte) vor sich liegend.
Offenbar hatte jetzt, nach 70 Jahren, endlich ein Mitglied einer verschworenen Dorfgemeinschaft "ausgepackt". In Mühlen, 1945 ein kleines Dörflein in der damaligen Landgemeinde Lohne, war ein Mord geschehen. Mordlüsterne Südoldenburger sollen hier in der frühen Nachkriegszeit über wehrlose "displaced persons", ehemalige Fremdarbeiter, hergefallen sein um sie zu Tode zu bringen.
Und 70 Jahre lebte der Ort mit dem düsteren Geheimnis das jetzt endlich ans Licht kommen würde.
Eine Geschichte wie in einem Groschenroman.
Die Mordkommission rückte an - die Lokalpresse überschlug sich in Spekulationen - und auch der Heimatbund Oldenburger-Münsterland war involviert. Letzterer fühlte sich in Person des Historikers Dr. Hirschfeld genötigt das Themenfeld "Gewalt am Ende des Krieges im Oldenburger Münsterland" näher zu untersuchen.
Ja, der nächste Studientag des Heimatbundes sollte dem Thema gewidmet werden. Der Studientag 2015 in der HVHS Stapelfeld. Am 21.11.2015. Heute.

Meine Motivation


Meine Oma hat viel erzählt. Aus ihrer Kindheit, ihrer Jugend, ihrer Verlobungs- und Ehezeit, dem Krieg und ihrer Zeit als Kriegerwitwe. Stundenlang. Und ich habe ihr gern zugehört. Heute bin ich ihr dankbar das ich dadurch viel über ihr Leben weiß.
Dann hörte ich von diesem geplanten Studientag. Von den "Morden" in Kroge.
Moment mal - meine Oma wurde auf einer Heuerstelle in Südlohne geboren und ist dort aufgewachsen. Südlohne liegt in unmittelbarer Nähe von Kroge. Und Eines ist mir in Erinnerung geblieben - meine Oma erzählte das die Fremdarbeiter am Ende des Krieges "frech wurden". Das es Raubzüge gab, Vergewaltigungen - und das ggf. auch Leib und Leben nicht sicher war.
Das sie deshalb (und weil sie nicht wusste ob im Lohner Stadtgebiet noch geschossen werden würde) die Zeit des Kriegsendes mit ihren Kindern bei ihrem Eltern verbrachte. Wie gesagt: In unmittelbarer Nähe Kroges.
Könnte vielleicht meine Oma in den Mord verwickelt sein? Hatte sie ein dunkles Geheimnis das sie nie aussprach?
Eigentlich sagte sie das sie froh war meinen Urgroßvater als "Schutz" zu haben, ein Mann im Haus war schon eine Abschreckung für Räuber. Hat mein Urgroßvater etwa.....?
Vielleicht um seine Kinder und Enkel zu schützen?
Meine Mutter war bei Kriegsende noch keine vier Jahre alt. Zumindest sie konnte ich ausschließen. Obwohl: Als guter Deutscher muss man zu jeder Schuld bereit sein. Ausschließen wollte ich also auch das nicht.
Es stand also fest:
Ich nehme teil. Ich fahre zum Studientag und lausche den geplanten vier Vorträgen.
Ich gehe der Sache auf den Grund und stelle mich den "Dämonen" meiner Genealogie.

Vom Allgemeinen ins Spezielle

So kann man wohl das Konzept der vier Vorträge, die ich heute erlebte und die diese Vorgänge doch erhellten, zusammen fassen. Ich werde hier nur kurze Überblicke über meine Eindrücke von den Vorträgen geben.
Meine Eindrücke sind natürlich subjektiv. Andere können u.U. zu ganz anderen Ergebnissen gekommen sein oder Vorträge ganz anders bewerten. Dann ist das so und ich muss damit leben.

Prof. Kuropka

Seine Aufgabe war es einen Überblick über die Verrohung der politischen und gesellschaftlichen Sitten in Europa während der Zeit der Weltkriege zu geben.
Das tat er in Form von Zitaten - und ich muss sagen: Mich haben viele dieser Berichte und Aussagen aus der Zeit zwischen 1900 und 1950 erschreckt - schockiert und sprachlos gemacht.
Ich hätte z.B. nie gedacht das Lenin seinen Terror und seine Massen- (ja Völker-)morde in so klare und brutale Sprache gefasst hat. Ich wusste das auch er Millionen von Menschen ermordete, hätte aber mit einer euphemistischeren Sprache gerechnet.
Über ein polnisches Lesebuch in dem Kinder lernten das es "schön ist für die polnische Nation einen Deutschen zu töten".
Zwischendurch natürlich auch Zitate der oder über Nazis wie sie Jedem hinreichend bekannt sein dürften. Bedrückend da besonders auch der Text, den eine Journalistin Anfang der 30er Jahre verfasste (als die und in dem sie schilderte wie der SA-Mob auf seinen Weg in den Reichstag (nachdem die Stimmen für die NSDAP sich 1930 vervielfacht hatten) jüdische Geschäfte beschädigten und die verhassten schwarz-rot-goldenen Fahnen der Republik schändeten die ihnen in die Hände fielen. Es war von schwarzen, roten, goldenen Stoff-Fetzen die Rede die sie zurückließen nachdem sie solche Fahnen zerrissen und darauf herum getrampelt hatten.
Ein wirklich bedrückender Eindruck von einer Zeit in der in Europa Hass und Rassismus vorherrschend waren und in der nie gekannte Massenmorde stattfanden.

Ein Doktor aus Hamburg

Die Hamburger "Helmut-Schmidt-Universität" der Bundeswehr kredenzte uns einen jungen Doktor der wiedergab was wir Alle wissen.
Das ein großer Teil der Fremdarbeiter (gerade aus Osteuropa) NICHT freiwillig nach Deutschland kam (auch die Freiwilligen gab es) sondern "schanghait" wurde. Mit unfairen Mitteln oder gar mit unmittelbarer Gewalt zur Arbeit in Deutschland gezwungen wurden.
Sein Vortrag wurde dadurch das er immer wieder auf diesen Punkt zu sprechen kam wenn er von Übergriffen durch ehemalige Fremdarbeiter berichtete ein wenig Moralin-sauer.
Er betonte auch das es eine Statistik gibt die aussagt das in Bremen Fremdarbeiter in der frühen Nachkriegszeit nicht öfter kriminell wurden als Deutsche.
Wenigstens war er aber ehrlich genug zu sagen das viele Osteuropäer auf keinen Fall zurück nach Osteuropa wollten (aus unterschiedlichsten Gründen) sondern Alles daran setzten in Deutschland bleiben zu dürfen.
Ihn habe ich so verstanden das aus seiner Sicht Gewalttaten von Fremdarbeitern gegen Deutsche logische Folge der Zwangsarbeit waren - Gewalttaten von Deutschen gegen Fremdarbeiter aber von Rassismus, Vorurteilen und Hass gekennzeichnet waren.


Das Kriegsende im Oldenburger Münsterland

Als Nächstes betrat ein OTL a.D. die Bühne und erklärte auf welche Weise die Briten und Kanadier nachdem sie den Rhein überquert hatten bei ihrem Vorstoß Richtung Bremen das Oldenburger Münsterland nahmen.
Unsere Heimat wurde von Fallschirmjägern und Teilen der Division Großdeutschland verteidigt - zum Glück wurden die Ortschaften weitgehend verschont. Der Norden Cloppenburgs und Friesoythe sind leider zwei Beispiele dafür was mit Orten geschah die sich nicht ergaben.
Ein sehr detaillierter Vortrag. Wenn ich mit geschrieben hätte könnte ich jetzt jede einzelne Truppenbewegung wiedergeben - mit der genauen Bezeichnung der Einheiten. Aber interessant.
Das es zwischen Vechta und Goldenstedt tatsächlich eine "Linie Vechta" gab die auch teilweise verteidigt wurde war mir z.B. bislang nicht klar.


Die Auflösung

Endlich kam der vierte und letzte Vortrag - gehalten von Dr. Hirschfeld.
Er gab noch einmal einen Überblick über seine Forschungsarbeit zum Thema und sagte Einiges zum Thema "Verhältnis Deutsche + Fremdarbeiter im Oldenburger Münsterland". Ein kleiner Seitenhieb gegen seinen Hamburger Kollegen war es sicherlich das er offen sagte die Bremer Forschung mit dem Ergebnis das Fremdarbeiter nicht öfter kriminell waren als Deutsche würde er für das Oldenburger Münsterland nicht teilen - auch für Bremen wäre die Frage durch was die Deutschen und durch was die Fremdarbeiter kriminell wurden.
Er bestätigte im Prinzip die Aussage meiner Großmutter das (sicher auch in Folge von Ernährungsengpässen oder eigenmächtigem Absetzen) Raubzüge und teilweise auch Vergewaltigungen vorkamen.
Zudem berichtete er das sich Bürgerwehren bildeten um sich gegen Raub zu wappnen. Ob es Übergriffe gegen Fremdarbeiter gab konnte er nicht ausschließen - in den Haftbüchern der britischen Besatzer fand er in der unmittelbaren Nachkriegszeit aber keine Fälle von Mordanklagen für den Bereich Oldenburger Münsterland.
Was sich über Kroge sicher sagen ließ war das drei Bürger Kroges und ein Lohner Polizist beim Versuch Fremdarbeiter in den Tagen nach Kriegsende festzunehmen von diesen erschossen wurden. Eine kleine Gedenkstätte in Kroge erinnert immer noch daran.
Die Forschung nach einem Mord an Fremdarbeitern in Kroge brachte keine Ergebnisse. Die Polizei versuchte die Leichen dort zu finden wo sie angeblich vergraben wurden - ohne Ergebnis. Sie stellte das Verfahren dann nach ein paar Monaten ein.
Auch Herr Dr. Hirschfeld fand darauf keinen direkten Hinweis.

Fazit? 

Im Zweifel für den Angeklagten. Meine Urgroßeltern, meine Oma und auch meine Mutter sind also von mir jetzt "frei gesprochen". Ach, wenn sie das noch erleben könnten...
Ausgeschlossen ist eine solche Tat allerdings wohl auch nicht. Es könnte gewesen sein.
In einer Atmosphäre in der Hass und Gewalt herrschten, Raub, Vergewaltigung und Mord möglich war und in einem Ort auch schon vier Menschen getötet wurden die sich dem in den Weg stellten eine durchaus mögliche Option.
Wenn ich eines Tages vor dem Allmächtigen stehe wird er hoffentlich meine Neugier nicht verdammen sondern stillen. Es gibt zu viel das ich gern wüsste.