Dienstag, 25. September 2018

Leserbrief zur "Bundeskanzler Kohl Straße"

Manchmal werden Politiker von der Geschichte überrollt. So wie Helmut Kohl im Herbst 1989, als die Bürger der DDR zum ersten Mal (heute wieder) für Demokratie und eine volksnahe Politik, schließlich dann auch für die deutsche Einigung (wer benötigt zwei Demokratien auf deutschem Boden?) auf die Straße gingen.
Der Dank für die Einheit gehört allein den mutigen Demonstranten aus Leipzig – und auch aus Dresden und Chemnitz, denen man damals vorwarf sie seien Staatsfeinde und Meckerfritzen ohne echte, eigene Ideen. Gut, Parallelen sind (wie immer) rein zufällig.
Dennoch habe auch ich für eine Bundeskanzler-Kohl-Straße gestimmt. Und das aus voller Überzeugung.
Warum?
Helmut Kohl war einer von den „Rechten“, vor denen sich jetzt Dr. Koch und Norbert Krümpelbeck so fürchten. In der ersten „Flüchtlingskrise“ 1992/93 (als gerade halb so viele kamen wie 2015 – und immer noch doppelt so viele wie 2017) hat er das Grundgesetz modifiziert (Artikel 16 a) und faktisch die Grenzen für einen weiteren Zustrom geschlossen. Daneben hat seine Regierung großzügig für die finanzielle Ausstattung heimatnaher Flüchtlingslager gesorgt. Das genaue Gegenteil also von dem, was seine politische Erbin heute treibt.
Er hat zwar das „Projekt Euro“ gestartet, aber mit der klaren Ansage das jeder europäische Staat für seine eigenen Schulden haftet. Ein „Target-2-Saldo“, durch das Deutschland Exporte in Höhe von fast 1 Bio Euro auf Pump verkauft hat (ob sie je an die Bundesbank erstattet werden? Es würde mich wundern), wäre mit ihm noch nicht denkbar gewesen.
Insofern sei ihm diese Ehrung gegönnt. Eine „Bundeskanzlerin-Merkel-Straße“ wird es allerdings mit meiner Stimme in Goldenstedt sicher nicht geben.

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