Sonntag, 5. Juni 2022

"Kontroverse" des Neun-Euro-Tickets

 

  • Natürlich entspricht es nicht dem "Markt", dass sich irgendwelche Penner leisten können legal Bahn zu fahren.
    Es ist zumindest angenehmer, wenn die Bahn 50 Kunden hat die 900 Euro für ein Ticket zahlen - als wenn sie 5000 Kunden hat, die 9 Euro zahlen.
    Und Mandatsträger (zumindest des Bundestages) bekommen ihre Bahnfahrten eh umsonst.
    Insofern muss man überlegen, was man will.
    "Markt" ist im Schienenverkehr eh fast unmöglich. Es kann sich nicht jeder Unternehmer ein eigenes Schienennetz bauen - und wenn man die Preise komplett in die Konkurenz untereinander entlassen würde wäre auch das sinnvolle Lösen eines Tickets nicht mehr möglich.
    Es handelt sich also bei der Bahn immer zumindest um ein Kartell eng verschlungener Betriebe, die ihre Preise recht willkürlich festlegen können.
    Der Nahverkehr ist zudem IMMER ein Zuschussgeschäft. Wer ihn nach reinen Markt-Kriterien organisieren will - der muss ihn aufgeben. Lohnt sich nicht.
    Das sind Voraussetzungen, die es ermöglichen sich auch zu fragen: Was wollen wir?
    Wollen wir dem Prekariat ermöglichen, innerhalb Deutschlands mobil zu sein? Ist Mobilität für uns überhaupt ein Wert?
    Sehen wir im Schienenverkehr noch eine erhaltenswerte Form der Mobilität? Oder wollen wir das die Deutschen PKWs nutzen?
    Wollen wir volle Züge, die wirklich am Ende des Tages auch eine relevante Personenzahl befördert haben - oder wollen wir Züge, die als Alibi fahren - und wo auf jedem 20. Platz mal jemand sitzt, der keine andere Chance hatte als heute mal die Bahn zu nutzen (obwohl sie teuer, unflexibel, unbequem und unfreundlich ist)?
    Ich sehe innerdeutsche Mobilität als hohen Wert.
    Ich halte auch den Schienenverkehr für erhaltenswert - ich gönne Jedem sein Auto und seine individuelle Mobilität, kein Problem. Teilweise gibt es auch keine Möglichkeit, anders sinnvoll von a nach b zu kommen. Aber die Schiene kann die Straße entlasten. Und das finde ich gut, denn auf Dauer-Stau auf jeder Autobahn habe ich auch keine Lust.
    Und ich wünsche mir das die Kapazität, die die Deutsche Bahn (und ihre verwandten Unternehmen in Deutschland) haben können, möglichst voll ausgelastet wird.
    Deshalb halte ich die Grundidee des "9-Euro-Tickets" für gut.
  • Man müsste mal errechnen, wie hoch der tatsächliche "Herstellungspreis" für einen Mitfahr-Platz im Nahverkehr ist.
    Es gibt ja die Fixkosten, die eh bestehen. Die Personalkosten für Zugführer, Schaffner, Bahnhofspersonal etc. Daran ändert sich wenig.
    Etwas mehr Aufwand wird es für die Reinigung geben, wenn nicht (wie gewohnt) auf der durchschnittlichen Strecke nur zehn Personen mitgefahren sind, über den Tag - sondern es 500 waren.
    Auch Treibstoff und Abnutzung wird sich erhöhen. Aus dem Beispiel oben: Wenn die 490 Personen "mehr" durchschnittlich 80 kg wiegen - dann sind das immerhin mehr als 39 Tonnen, die die Lok mehr ziehen musste - und die auf dem Material lagerten. Über den Tag verteilt und nicht im Ganzen, freilich.
    Ich kann mir vorstellen, dass die tatsächlichen Kosten der Bahn für einen Mitfahrer im Nahverkehr, die geforderten neun Euro nur gering überschreiten - wenn überhaupt. 
    Zumal längst nicht Jeder, der sich ein neun-Euro-Ticket kauft, damit kreuz und quer durch die Republik gondelt. 

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