Dienstag, 26. Juni 2018

Anlässlich der neuen Gedenktafel "Schulkampf in Goldenstedt"


Danke für das Gedenken!

Ich bin fast euphorisch vor Freude, dass man in Goldenstedt den Schul- (oder auch Kreuz-)kampf nicht vergessen hat.
1938 wollten die Nazis nicht nur die Bekenntnisschulen auflösen (auch in Goldenstedt gab es damals eine evangelische und eine katholische Schule) sondern auch christliche Symbole in Klassenzimmern verbieten.
Kruzifixe in katholischen und Lutherbilder in evangelischen Klassen sollten der Vergangenheit angehören, diese Dinge würden die Volksgemeinschaft spalten sagte man damals – nur staatliche Symbole wie Bilder des Staatsoberhauptes wären noch erlaubt worden.
Dagegen stand man im Oldenburger Münsterland auf. Auch in Goldenstedt im Mai 1938.
Ein klares Zeichen: Wenn den Leuten hier damals etwas nicht passte – dann sind sie mutig dagegen angegangen.
NS? Na gut, aber die christliche Prägung und die christliche Erziehung der Kinder, das ließ man sich nicht nehmen.

Was mich daran freut?
Ich dachte, die CDU würde das Thema lieber vergessen. Immerhin war es doch ein CDU-Gemeinderat unter dessen Herrschaft dann in den 60ern verwirklicht wurde, wovon die braunen Sozialisten nur feucht träumen konnten. Die Einheitsschule für Goldenstedter Schüler.
Was mich natürlich brennend interessiert:
Gab es in den 60ern damals eigentlich noch Proteste? Oder war man da (eine Generation später) schon gleichgültig geworden?
Und gibt es heute noch christliche Symbole in den Klassenzimmern? Kreuze? Luther- oder Papstbilder?
Ist man nur einfach mal „stolz“ auf die Groß- und Urgroßeltern – oder teilt man auch noch etwas von deren Überzeugungen? Ist man in all diesen Fragen (ich weiß, dass ist jetzt provokant) mehr auf Seiten der NS-Gauleitung oder auf Seiten der alten Goldenstedter?
Darf man ja fragen – angesichts der Enthüllung dieser Tafel.

Was mich auch freut:
Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Das sagt schon die Bibel.
Und wenn man kritische Äußerungen über die Regierung kriminalisieren will – wie nennt man das dann? „Hetze“ (mit diesem Vorwurf hat man die Rädelsführer ins KZ gesperrt) und „Spaltung der Volksgemeinschaft/Gesellschaft“ (wie damals etwa durch den Hinweis das man seine Kinder christlich und nicht (nur) nationalsozialistisch erziehen will).
Ich bin froh, dass es heute über Ausgrenzung und Bedrohung (hin und wieder Sachbeschädigung) nicht mehr hinaus geht – das man nicht fürchten muss in ein KZ gesteckt zu werden wenn man die Kanzlerin kritisiert oder Entscheidungen der Regierung suboptimal findet.
Wenn man (Aufgrund hunderter Gespräche mit deutschen Flüchtlingen und Vertriebenen) der Meinung ist das niemand gern in der Fremde lebt – dass sich Jeder wünscht möglichst heimatnah am Aufbau einer besseren Zukunft mitarbeiten zu können. Und das wir dabei helfen sollten statt uns einzubilden das Flüchtlinge nur glücklich werden können wenn wir sie zu Deutschen machen.
Aber gut, Willibald Meyer rief ja auch zur Zivilcourage auf. Dazu, das wir, als Demokraten, allem entgegen treten das Tendenzen zu autokratischen oder diktatorischen Systemen zeigt. Wo immer Parlamente und Volksvertretungen nur noch Vorgaben der Exekutive umsetzen statt diese zu kontrollieren und zu kritisieren (wie etwa in der EU der Fall – die unserem Bundestag über 90 % der Gesetze vorlegt, zur Abarbeitung – nicht zur Kontrolle).

Ich habe wieder mehr Mut zur Zivilcourage.

Danke, Bürgermeister!

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