Montag, 2. Mai 2016

Konstruktive Kritik am BPT

Ich bin schon seit einiger Zeit AfD-Mitglied („Sympatisant“ bin ich seit 2013) – deshalb kann ich die Partei kritisieren ohne das man mir vorwerfen könnte ich würde es nur aus ideologischen Gründen tun.
Und ich weiß das es eine fast unmögliche (und dennoch möglich gemachte) Mammutaufgabe war in zwei Tagen Bundesparteitag nicht nur Formalia, Satzungsänderungen und die Auflösung eines Landesverbandes zwecks baldiger Neugründung zu behandeln – sondern auch noch ein komplettes Grundsatzprogramm zu erstellen.
Mein Glückwunsch dafür gilt der Versammlungsleitung und der doch (für die große Menge) sehr disziplinierten Versammlung.

Es ist klar das unter diesen Umständen nicht jeder Beschluss von Jedem ganz durchdacht werden kann und auch keine ausführlichen Diskussionen und Erörterungen mehr möglich sind. Das hätte eigentlich im Vorfeld, hätte über die vergangenen drei Jahre verteilt, stattfinden sollen. Es wurde versäumt. Aus bekannten Gründen. Also muss das Programm nachgebessert werden weil es nicht in toto verbessert beschlossen wurde. Kein Drama – wir haben ein Grundsatzprogramm und keine Bibel festgesetzt.

Für mich sind es zwei Dinge, die einen fahlen Beigeschmack hinterlassen.
Zwei Themen die ich hier ansprechen möchte – und die ich gegenüberstellen will um Inkonsequenz und fehlende Durchdachtheit der Beschlüsse darzulegen.

  1. Der Menschenschutz

Der Bundesparteitag hat sich mit der Frage der Tötung ungeborener Kinder befasst.
Es wurden sehr viele und sehr gute Ansätze in das Programm aufgenommen um Eltern zu ermutigen ihr Kind nicht töten zu lassen. Eine „Willkommenskultur“ für Kinder. Schön!
Darüber habe ich mich sehr gefreut. Auch über die Stärkung der Elternrechte gegenüber staatlicher Kollektivbetreuung. Nur zu begrüßen!
Die ganze Versammlung war auch GRUNDSÄTZLICH (mindestens verbal) gegen die Tötung ungeborener Kinder.
Und dann das ABER....
Vergewaltigte und sterbenskranke Frauen, vielleicht ein nicht ganz funktionsfähiges Kind – man kennt die Denkweisen und „Argumente“ - und vor Allem: Einige Frauen könnten uns vielleicht nicht wählen weil sie selbst oder eine andere Frau schon einmal in eine solche Tat involviert waren – und meinen sie könnten nur überleben indem sie getötete Kinder zur „Normalität“ erklären.
Nicht einmal die Vorgabe des Bundesverfassungsgerichtes, das der § 218 StGB verschärft werden müsse – sollte sich die Zahl der Abtreibungen nicht signifikant verringern – nicht einmal diese Vorgabe brachte die Versammlung zum Umdenken.
Lebensrecht als elementarstes Menschenrecht? Ja. Aber es ist verhandelbar.
Realismus für Relativismus. So geht der Kompromiss.
Das man mit derselben Logik auch Falschparker töten kann („mein Parkplatz gehört mir!“) - na gut, das bringt vielleicht der nächste Kompromiss.

  1. Der Tierschutz

Und hier versteht man keinen Spaß!
Es geht um die Frage des „Schächtens“ - eine jüdische Tradition, die auch von den Moslems übernommen wurde.
Ich gebe zu das ich Videos gesehen habe mit sehr unschönen Bildern. Wobei ich mich sowieso nie wirklich an Bilder von Schlachtungen erfreuen kann. Ich weiß, das es für den Fleischkonsum wichtig ist das Tiere getötet werden – aber wirklich „schön“ finde ich es nicht.
Ich verstehe also die Emotion jedes Mitgliedes wenn er beim Thema „Schächten“ sofort dagegen ist. Rein emotional ist das auch mein Standpunkt.
Dann kommt jemand und macht einen Kompromissvorschlag „Was ist denn wenn das Tier „schmerzfrei“ geschächtet wird – etwa wenn es vorher betäubt wurde?“
Und an diesem Punkt kommt die Versammlung in einen Modus, der für mich (und für viele Andere auch) unverständlich wird. Denn auch das Schächten unter Betäubung wird kategorisch abgelehnt. Da frage ich mich „was ist da los? Geht es jetzt und hier nicht mehr um den Tierschutz? Will man einfach nur Juden und Muslimen „eins auswischen“? Ihnen zeigen „ihr seid hier nicht willkommen“?“
Ich weiß das die AfD bei solchen Beschlüssen in großer Mehrheit nicht an die Juden gedacht hat.
Und jetzt kommt mein ABER:
Juden leben seit dem ersten Jahrhundert auf deutschem Boden. Als sich also im zehnten Jahrhundert „Deutschland“ zu bilden begann waren die Juden schon Teil unserer Nation.
Während des hrr standen sie unter dem besonderen Schutz von Kaiser und Papst (auch wenn das immer wieder schändlich missachtet wurde).
Seit den Befreiungskriegen (an denen auch Juden teilnahmen) sehen sich Juden auch als deutsche Patrioten – und sind als Deutsche seither neben ihren christlichen Kameraden in allen Kriegen unserer Nation verblutet.
Den abscheulichen Treuebruch der Nazizeit lasse ich mal außen vor...
Wir haben auch in unserer Partei jüdische Deutsche, die Patrioten unseres Landes sind. Die ich als Menschen und als Deutsche schätze – unabhängig davon wie ich Theologisch zum Judentum stehen mag.
Daraus speist sich meine Behauptung:
Das Judentum als Religion und Kultur gehört zu Deutschland. Ist Teil unserer Nation und nationalen Identität.
Ich weiß nicht wie wir in der Frage des Schächtens weiterkommen können und werden. Aber wir müssen an diesem Punkt weiterarbeiten. Notfalls müssen wir es machen wie mit der Kernenergie – aus ideologischen Gründen produzieren wir sie nicht selbst sondern importieren sie teuer aus dem Ausland. Oder wir finden eine andere Regel.
Diskutieren wir an diesem Punkt weiter!

Resümee


Was in jedem Falle unhaltbar ist:
Menschen aus Opportunismus zerstückeln lassen – und den Tierschutz absolut zu setzen nur um damit Muslime (und „nebenbei“ Juden) zu vergrämen.
Auch das Islamisierungsproblem werden wir ausschließlich über die Zuwanderungs- und Duldungspolitik lösen können. Nicht über kindische Piesackereien.  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen