Mittwoch, 16. Dezember 2015

Mordfall Angelika Fö. aus Tirol

Die Vorgeschichte

Über Monate und Jahre bin ich im Netz immer wieder über diesen schlimmen Mordfall "gestolpert".
Im Juni 1990 wurde die damals 32jährige Mutter von zwei Kindern auf Ihrer Arbeitsstelle, dem Büro einer Käserei, in Grän/Tirol mit einem Messer angegriffen, gewürgt und (wohl schon handlungsunfähig) in das Zimmer des damals 18jährigen Lehrlings geschleift.
Dieser Lehrling, zur Tatzeit alkoholisiert, war es auch der dann zusammen mit einem weiteren Mitarbeiter der Käserei Hilfe holte und den Rettungsdienst verständigte.
Die Sanitäter versuchten noch 20 min lang die Anfangs noch bedingt ansprechbare Frau wiederzubeleben und zu versorgen. Dann wurde der Tod festgestellt.
Verdächtig war schnell der Lehrling der Firma, der sich äußerst auffällig verhielt und dessen Kleidung stark mit Blut verschmutzt war. Er wurde noch am Tatort festgenommen und gestand noch am selben Tag das er vor hatte die Büro-Mitarbeiterin, deren Namen er nicht genau kannte, die er aber schon seit Langem attraktiv fände, zu vergewaltigen. Und das es so zur Tat kam.
Im Oktober 1991 kam es dann zur Hauptverhandlung an derem Ende der beschuldigte Lehrling zu 13 Jahren Haft wegen Mordes verurteilt wurde. Nach 8 1/2 Jahren wurde er vorzeitig entlassen.
Damit hätte das Kapitel geschlossen werden können....

Die Hauptgeschichte


Wenn eine derart dramatische Tat geschieht haben die Hinterbliebenen die Entscheidung zu treffen ob sie mit dem Geschehen abschließen wollen und können - oder ob sie etwas "Großes" in der Tat und mit ihrer Reaktion darauf erreichen wollen.
Der Ehemann dieser ermordeten Frau konnte und wollte nicht abschließen.
Er beschäftigte sich intensiv mit der Akte des Falles und zog auch einen nahen Verwandten der als Polizeibeamter tätig war ins Vertrauen.
Für die Beiden war bald klar:
Die Ermittler haben schlampig gearbeitet. Offenbar (das denke ich) war man froh einen Täter zu haben und sah die üblichen "Formalia" wie eine akribische Spurensuche und -auswertung als Zweitrangig an.
Selbst der Obduktionsbericht liest sich an einigen Stellen missverständlich. So ist an einer Stelle von einer vollständigen Durchtrennung der Oberen Hohlvene die Rede (was zu sehr schnellem Verbluten führt und den Tatablauf wie vor Gericht verhandelt unmöglich macht) - an einer anderen Stelle nur von einer Verletzung dieser wichtigen Blutbahn. Haare aus der Hand des Opfers sind verschwunden. Einige Gutachten scheinen in der Akte zu fehlen.
Schlamperei. In der Tat. Und viel Raum für Spekulationen.
Das war Stand der Dinge als ich zum ersten Mal auf der Seite der Familie las.
Wie gesagt: Zwischendurch war und bin ich immer wieder dort. Auch wenn ich die Familie nicht persönlich kenne - ich leide doch mit. Sofern man das aus der Ferne kann.

Der Abschluss? 

Der Fall schaffte es in die örtliche Presse und auch in den orf.
Und letztlich hat man sich entschieden einen pensionierten Kriminalhauptkommissar aus Bremen zu engagieren, der als "Profiler" schon einige Fälle gelöst hat - und auch einen gewissen Ruhm als Autor populärwissenschaftlicher Bücher in seinem Bereich erlangt hat. Axel Petermann aus dem nahen Bremen.
Im September 2015 machte er sich die Mühe den Tatort und die Spurenlage nachzubauen - und nachzuvollziehen wie das Verbrechen abgelaufen ist.
Das Ergebnis?
Es wurde an vielen Stellen tatsächlich schlampig gearbeitet. Die Polizei muss sich in diesem Fall harte Kritik gefallen lassen - allerdings ist es möglich das der Verurteilte Täter auch der tatsächliche Täter ist und es gibt starke Indizien dafür das er es ist.
Unter Anderem die starken Blutspuren an seiner Hose, die nur daher kommen können das er neben dem Opfer gekniet haben muss - und zwar schon am Tatort, schon im Büro. Weil nur dort entsprechende Blutlachen vorhanden waren.

Und jetzt? 

Warum schreibe ich das eigentlich?
Weil ich es so grausam fand das eine Mutter von zwei kleinen Kindern auf diese sinnlose und schreckliche Art ermordet wurde?
Weil ich entsetzt bin über die gravierenden Fehler in der Polizeiarbeit?
Weil ich Mitleid mit der Familie habe, die ihren Schmerz über 25 Jahre in Spekulationen über die Wahrheit eingekapselt hat? Vielleicht sogar manchmal bis an die Grenze zur "Verschwörungstheorie"?
Vielleicht von Allem ein wenig.
Vielleicht hat dieser Beitrag auch keinen tieferen Sinn - außer die Lehre das ein Mord fast nie einen Sinn hat. Auch selten eine große Verschwörung bedeutet. Manchmal ist es nur ein besoffener, 18jähriger Lümmel der von unbestimmten Trieben geleitet wird.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen